Hortulus Animae. Lustgarten der Seelen…

This is a facsimile and transcription of HORTVLVS ANIMAE. Lustgarten der Seelen: Mit schönen lieblichen Figuren. Wittenberg : Rhau, Georg (Erben), 1558. It is held by the Taylor Institution Library (shelf mark: ARCH.8°.G.1558 ). Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) reference number: R 1696.

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HORTVLVS ANIMAE. Lustgarten der Seelen: Mit schoͤnen lieblichen Figuren.

[Harrowing of Hell]

Wittemberg. 1558.

Lasset die Kindlein zu mir komen / vnd weret jnen nicht / Denn solcher ist das Reich Gottes. Marci am x. Capitel.

[depiction of mothers bringing their children to Jesus]

Meinen lieben Toͤchtern / Anna Weisgerberin / Christina / Catharina / Otilia / vnd Margaretha Rhewin / Wundsch ich /

GOttes Gnade / vnd das ware erkentnis seines lieben Sons JHesu CHristi / Amen. Meine lieben Toͤchter / Ir habt offtmals von mir gehoͤrt / Das vnser lieber HErr Jhesus Christus / habe die Kindlein seer lieb gehabt / da er auff Erden gepredigt hat / vnd wie gar freundlich er allwege mit jnen vmbgangen ist / das er sie gehertzt / auch die hende auff sie gelegt hat / Vnd jrenthalben auch auff seine lieben Juͤnger ( welche wereten / die Kinder fur jn zu lassen ) seer vnwillig worden ist / wie das Marcus am x. Cap. beschreibet / Welcher schwacheit vnd irthumb / er doch sonst offtmals / in vielen groͤssern sachen geduldet. Denn er redet sie alda hart an / vnd spricht / Lasset die Kindlin zu mir komen / vnd weret jnen nicht / Denn solcher ist das Reich Gottes / Als solt er sagen / Die Kindlin sind dem Himel neher denn jr. Wie nu aber zu jener zeit / da Chri-

stus auff Erden gangen / jm die Kindlein sind leiblich zugetragen / Also muͤssen noch alle Kinder / vnd jr auch / zu jm gebracht werdē / Auch bin ich vnd alle andere Christen / durch vnsere Eltern zu jm getragen wordē. Waserley weise aber vn̄ gestalt geschicht das itzt? Antwort. Dadurch / Das man als bald die kindlin geborn werden / sie zu der heiligen Tauffe tregt / vnd alda von stund aus jnen kinder Gottes macht / welche kinder des Teuffels / vnd ewigen verdamnis geborn werden. Darnach / wenn sie nu erwachsen / vnd anfahen zu reden / das man sie den Catechismum vleissig lere / durch desselbigen leren / werden sie dem HErrn Jhesu teglich zugetragen. Nu habe ich / Gott lob ( damit jr teilhafftig werdet der ewigen seligkeit / vnd vnter den Kindern / welche der Herr lust hette zu hertzen / vnd die hende auff sie zu legen / erfunden wuͤrdet ) durch die zweene obangezeigten wege / euch zum HERRn Christo gebracht / vnd durch andere bringen lassen / Also / das jr die Tauffe empfangen / vnd auch fast alle ewern Catechismum / wie den selbigen vnser lieber Herr vnd Vater D. Martinus / mit einer kurtzen auslegung / in Fragstuͤck gefasset / auswendig gelernet vnd koͤnnet / Dazu auch etliche

Psalmen / vnd sonst Spruͤche hin vn̄ wider aus der Schrifft. Darumb ich bedacht / wie ich jm thete / das ich euch dem HErrn Christo gar einleibte / So befinde ich keinen andern noch bessern weg dazu / denn so ich euch die Artickel vnsers Christlichen Glaubens / daran vnser gantze seligkeit gelegen ist / fuͤrlegte / vnd verstehen lerete / Weil aber die Kinder allwege am besten behalten / vnd lang zu gedencken pflegen / Was sie von jren Eltern hoͤren vnd lernen / Hab ich fuͤr gut angesehen / das ich etliche Exemplaria dieses Buͤchlins / fuͤr euch druͤcken lies / Das jr es vnter euch selbs lesen / vnd darinne studiren koͤndtet / welches ich aus vielen / vnser lieben Veter Buͤchlin ( so vns die Goͤttlichen warheit / rein an tag gebracht ) zusamen getragen hab. Derhalben meine lieben Toͤchter / dieweil ich ( ewer lieber Vater ) fast alt vnd schwach bin / damit jr nach meinem Tod ( Gott gebe seliglich ) ein ewig Testament / von mir hoben moͤget / Vbergebe vnd befelhe ich euch dis Buͤchlin / vnd sonderlich den hohen troͤstlichen Artickel / von der heiligen Dreifaltigkeit / mit dem Kinderglauben / darinne er auch fein kurtz verfasset ist / Das jr ja vleissig darinne lesen / lernen / vnd studiren woͤllet. Wo ir

mir hierinne gehorsam sein werdet / wie ich nicht zweiuel / So wird euch / von wegen der Verheissung des vierden Gebots / vonn Gott allhie auff erden ein reicher segen widerfaren / Vnd daruͤber werdet jr dem HERRn Christo / durch rechten verstand vnd vesten grund dieser Artickel vnsers Christlichen glaubens / so jr dieselbigen auch vestiglich gleubet / viel neher komen / vnd auch lieber werden / denn die Kindlein so jm zu jener zeit zubracht worden sind / Er auch persoͤnlich gehertzt / vnd die hende auff sie gelegt hat / Darumb / das solchs alles / jnen zur seligkeit gar nichts geholffen hat / wo sie nicht hernachmals getaufft / den Catechismum gelernet / vnd mit vestem glauben / sich an den lieben HErrn Jhesum Christum / gehenget haben / vnd gewislich in dafur gehalten / das er der Man sey / so da koͤnne vnd wolle von suͤnden / Tod / Teuffel / erretten. Das jr nu solchs alles thun moͤget / des helffe euch Gott der Vater / von wegen des verdiensts / des lieben Kinderhertzers Jhesu Christi / durch den heiligen Geist / Amen. Geben zu Wittemberg / den Sontag nach Martini im xlvij. Jar. Georg Rhaw ewer lieber Vater.

Die heilige Dreifaltigkeit.

Von der Heiligen Dreifaltigkeit / ein kurtzer vnterricht / fur die Einfeltigen.

D Er Artickel von der heiligen Dreifaltigkeit / ist der hoͤchste in der Christlichen Kirchen / vnd vnsers Christlichen Glaubens / da wir Christen / vnd sonst kein Volck auff erden / Gleuben an Gott Vater / Gott Son / Gott heiligen geist. Welcher nicht von Menschen erdacht / noch je in eines Menschen hertz komen / Sondern allein durch das Wort vns offenbart ist.

VNd ist solcher Artickel im Newen Testament ( da er doch am klersten gehandelt ) jmerdar auffs hefftigste angefochtē worden / Das / wie die Historien zeugen / der heilige Euangelist Johannes / zu bekrefftigung dieses Artickels / sein EVANGELIVM hat schreiben müssen. Den̄ da fand sich bald der Ketzer Cherinthus / der hatte aus Mose gelernet / Es were nur ein Gott / Schlosse derhalb / Christus koͤndte nicht Gott sein / wie Gott auch nicht koͤndte Mensch sein / Plaudert also aus der vernunfft / vnd ge

dachte / wie ers bey jm fassen vnd schliessen koͤndte / also müste es auch zugehen. ABer S. Johannes beweiset diesen Artickel von der Heiligen Dreifaltigkeit / krefftiglich durchaus in seinem Euangelio / vō anfang bis zum ende. Es scheinet auch / als habe man eben das Euangelium vom Nicodemo / Johan. am iij. auff das Fest der heiligen Dreifaltigkeit gelegt zu predigen / da so fein vnd eigentlich die Vnterscheid der Personen ist angezeigt / in dem hoͤchsten vnd groͤsten werck / das Gott mit vns armen Menschen handelt / das er vns gerecht vnd selig machet. Denn hie stehet klar vom Vater / das er die Welt geliebet / vnd jr seinen eingeboren Son geschenckt habe / Da sind zwo vnterschiedliche Personen / Vater vnd Son. Der Vater liebet die Welt / vn̄ schenckt jr den Son. Der Son lest sich der Welt schencken / vnd wie Christus hie klar sagt / lesst sich wie die Schlange in der wüsten / am Creutz erhoͤhen / Auff das Alle / die an In gleuben / nicht verloren werden / sondern das ewige Leben haben. Zu solchem werck / kompt darnach die dritte Person / der heilige Geist / welcher durch das wasser der se

ligen Tauff / den Glauben im hertzen anzündet / vnd also vns widergebiert zum Reich Gottes.

DAs ist doch je ein seer troͤstliche Predigt / die vns solt ein froͤlich hertz gegen Gott machen / sintemal wir sehen / das alle drey Personen / die gantze Gottheit / sich dahin wendet / vnd damit vmbgehet / das den armen elenden Menschen / wider die Sünde / den Tod vnd Teuffel / zur Gerechtigkeit / ewigem Leben / vnd dem Reich Gottes / geholffen werde.

WIe koͤnnen wir vns denn fur Gott fürchten / vnser Sünden halb? Wie koͤnnen wir ein boͤses hertz zu jm haben? Denn / so er vmb vnser Sünde willen / vns hette woͤllen verdamnen ( wie wir denn jmer sorge haben / sonderlich wenn das stündlin koͤmpt ) so würde der Vater seinen eingeborn Son / der Welt nicht gegeben / Vater vnd Son / würden vns nicht zum Bad der Widergeburt / vnd vnter des heiligen Geists flügel gefordert haben. Also ist dieser Artickel / von der Dreifaltigkeit / auff das feinest vnd freundlichste in diesem Spruch ( Also hat Gott die Welt geliebt ) angezeigt.

Dieweil aber dieser Artickel in dem kurtzen

Symbolo mit wenig worten gefasst ist / sol man dieselbigen wort wol mercken / vnd recht verstehen / Denn / wie der erst Artickel spricht / Ich gleub an Gott den Vater / Also sprechen hernach diese zween Artickel / Ich gleub an seinen eingebornen Son / Item / Ich gleub an den heiligen Geist. Den̄ gleuben an Gott / das heisst vertrawen auff Gott / das ist / jn erkennen vnd anruffen / vnd von jm warten vnd empfahen ewige vnd zeitliche güter.

Also sind drey Person genennet / vnd sollen wir / die wir Gottes Volck vnd Kirche sind / wissen / das vor allen dingen noͤtig ist / rechte erkentnis Gottes / wie er sich geoffenbaret hat / vnd das dieselbige einige warhafftige erkentnis ausgedrückt ist / in der Propheten vnd Aposteln Schrifften / darin Gott seine Offenbarungen / vnd die Lere seines Sons JHesu CHristi hat fassen lassen / Vnd hat sich Gott klar in der Tauff seines lieben Sons Jhesu CHristi / also geoffenbart / das im Goͤttlichen wesen / drey vnterschiedliche Personen sind / nemlich der Vater / der den Himel auffthut / vn̄ spricht mit klaren worten / DIESER IST MEIN LIE

BER SON, Vnd der Son steht da im Jordan / vnd wird getaufft / Vnd der heilige Geist erscheinet in sonderlicher gestalt / das man wisse / das er ein vnterschiedliche Person sey. Diese klare vnterscheid / ist nicht vmb Johannis willen geschehen / der auch nicht allein dabey gewesen / sondern ist vns allen zu gut geschehen / das wir Gott recht lernen kennen / vnd recht anruffen / Vnd sollen vnser augen vnd hertz / diese offenbarung offt anschawen / vnd sonderlich / so wir anfahen zu beten / das wir den rechten warhafftigen Gott / der sich geoffenbart hat / ansprechen / vnd nicht fligende jrrige gedancken von Gott haben / wie die Heiden / Dauon vnser Heiland Christus spricht / Ir wisset nicht was ir anruffet.

Vnd Erstlich sol man vnterschied der Personen recht mercken. Der Vater ist die erste / goͤttliche / ewige / vnd allmechtige Person / die nicht von einer andern geborn oder ausgangen ist / sondern hat von ewigkeit den Son geborn / der des Vaters Ebenbild ist.

Der Son ist die ander Goͤttliche person / gleich ewig vnd allmechtig / vnd ist des Vaters

Ebenbild / Vnd ist darumb genennet Johan. am ersten / das Wort / Denn der Vater betrachtet sich selb / vnd in dieser betrachtung wird der Son geborn / darumb er genennet ist das Wort. Vnd diese Person / der Son Gottes / ist hernach fürbitter fur Adam vnd Heua gewesen / vnd hat Menschliche natur an sich genomen in der Jungfraw Maria / vnd ist ein Opffer für vns worden / Vnd ist ein Mitler / durch welchen die Gottheit vns armen Menschen versünet ist / vnd vmb welches willen vns gnade vnd ewige Seligkeit widerumb geben wird.

Der heilig Geist / ist die drit Goͤttlich Person / gleich ewig vnd allmechtig mit dem Vater vnd Son / vnd gehet aus vom Vater vnd Son / vnd wird gesand mit der stim des heiligen Euangelij zu wircken / vnd wird in der Menschen hertzen geben / in jnen rechten glauben / rechte Gottes furcht / vnd liebe zu Gott / rechte anruffung vnd newen gehorsam / vnd ewiges Leben anzufahen.

Diese drey Personen / sind ein Goͤttlich wesen / vnd sind dennoch drey vnterschiedliche personen / vnd sind nicht mehr oder weniger perso

nen des Goͤttlichen ewigen wesens / denn allein diese drey / wie itzund gesagt ist. Vnd sind diese drey Personen gleich ewig vn̄ allmechtig / Vnd hat der ewig allmechtig Vater / semptlich mit seinem ewigen Son vnd heiligem Geist / williglich vnd nach seinem rat vnd gefallen erschaffen Himel vnd Erden / Engel vnd Menschen / vnd alle andere Creaturen. Vnd man sol diesen verstand recht behalten / das die Schoͤpffung ein werck ist aller dreier Personen / des ewigen Vaters / des ewigen Sons / vnd des ewigen heiligen Geistes.

Der Mitler aber / der für vns ein Opffer worden ist / ist allein der Son / vn̄ senden in vnsere hertzen beide Personen / der Vater vnd der Son / den heiligen Geist / der / wie ein Liecht vn̄ fewer ist goͤttlicher lieb / damit vns Gott zu sich ziehet / vnd sterckt in vns Glauben vnd rechte Gottes furcht / vnd andere Tugenden.

Dieser Lere summa / solten wir teglich in vnserm Gebet betrachten / so würde sie vns klerer / vnd würde der glaube stercker / so wir also Gottes offenbarungen betrachten / vnd vns erinnerten / warumb / vnd zu welchen hohen gnaden vnd wolthaten / die Personen geoffenbart

sind / Vnd wie sich Gott der armen menschlichen Natur / so Veterlich annimpt / vnd so viel mit vns zu thun hat. Der Vater sendet den Son / vnd wil das er der Versoͤner sey / Der Son wickelt sich in vnser fleisch vnd blut / vnd wird ein Opffer für vns / vnd ist der Kirchen heubt / ist gewislich bey seinen Gliedmassen für vnd für / wie Ireneus lieblich spricht / Der Son sey allzeit bey dem menschlichen Geschlecht / das ist / bey der Kirchen als ein helffer gewesen / Vn̄ wie Sanct Paulus spricht / Der Son sey mit dem Volck Israel in der Wüsten gezogen etc. Dazu ist des Vaters vnd Sons liebe / gegen vns so gros / das sie jre eigne lieb / den heiligen Geist / so gern vnd williglich in vns giessen / schreien so ernstlich / wir sollen diese hohe Gabe nur begeren vnd annemen / das Veterlich hertz im Goͤttlichen wesen / sey begirig vns diese gabe zu geben. Vnnd sind die klaren oͤffentliche verheissungen / vielfeltiglich ausgedrückt / Wie der HErr spricht / Wie viel lieber wil euch der Himlische Vater den heiligen Geist geben / so jr darumb bittet. Item / Ich wil euch den Troͤster senden etc. Vnd sollen alle Gottes kinder offt betrachten die vnterschied zwischen Heid

nischer / vnd der einigen rechten warhafftigen Anruffung / die bey Gottes volck vnd bey der warhafftigen Kirchen / von anfang gewesen vnd geblieben ist / so bald Adam vnd Heua / die Verheissung gehoͤrt haben / Des Weibes Samen wird der Schlangen das Heubt zutretten.

Vnd stehet die vnterschied der Anruffung fürnemlich auff zweien stücken. Die Heiden / Türcken / Gottlose Jüden / jrren von Gottes wesen vnd willen. Erstlich / vom Wesen wollen sie nicht gleuben / das ein Son Gottes sey / der ewig bey dem Vater sey / vnd allmechtig / verspotten auch den heiligen Geist.

Zum andern / wissen sie nichts von Gottes willen / nemlich von der Verheissung / Das Gott vmb des Sons willen Jhesu Christi / vns aus gnaden annemen woͤlle / vnd woͤlle vns on vnser verdienst / sünde vergeben / Sondern sie tretten für Gott / on den Mitler / vnd bleiben gleichwol allezeit in zweiuel / ob sie Gott erhoͤren vnd annemen woͤlle / Vnd fallen endlich in ewige verzweiuelung.

Dagegen aber wir / die dem Euangelio

gleuben / vnd sind Gottes Kirche vnd rechte Anruffer / Gleuben erstlich vom Goͤttlichen wesen / das drey ewige Personen sind / Vater / Son / vnd heiliger Geist / von welchen zugleich / Himel vnd Erden / Engel vnd Menschen erschaffen sind etc. Darnach vom willen / gleuben vnd erkennen wir / das Gott die Verheissung der gnaden vn̄ ewigen seligkeit geben hat / Vnd das der Son Jhesus Christus zum Mitler in Goͤttlichem wunderbarlichen Rat gesetzt ist etc. Vnd das vns Gott gewislich vmb des Sons willen annemen / erhoͤren / vnd helffen wil / vnd wil vns den heiligen Geist vnnd ewige seligkeit geben.

Wer nu solchs im Gebet betracht / der wird alle diese Lere klerer verstehen lernen / vnd wird der Glaub in jm fester / vnd die anruffung brünstiger vnd ernstlicher.

Vnd dieweil Engeln vnd Menschen das Goͤttlich wesen / vnd die drey Goͤttliche personen / one Goͤttliche offenbarung nicht sehen oder erkennen koͤnnen / durch das natürlich liecht ires verstands / so hat Gott selb sich gnediglich also offenbart / Vnd ist dieser Artickel von den dreien Goͤttlichen personen / nicht durch

Engel / oder Menschen / oder Concilien gemacht / sondern von Gott selb geoffenbart / Vnd haben Abraham / Jacob / Moses / Daniel / den Son lang vor der Menschwerdung gesehen / Vnd hat Gott durch die Propheten / vnd hernach durch den Son Jhesum Christum / selb diese Lere noch klerer geoffenbaret / wie viel seiner Predigten in Johanne bezeugen / Vnd ist not das Euangelium Johannis mit vleis zu lesen / zeugnis daraus zu nemen / von diesem Artickel.

Vnd sollen die jungen Leute die Historien von Johanne mercken / dauon der heilig Martyr Ireneus schreibet / das Polycarpus / der mit S. Johanne gelebet hat / vnd sein Schuler gewesen ist / gesagt hat / Das Cherinthus ein gifftiger Lesterer / in Asia / diese lesterung ausgossen hat / Das Messias allein Menschliche natur habe / wie Dauid oder Salomon / allein das er sonst sterckere gaben gehabt habe Mirackel zu thun. Nu habe sich on vorwissen Johannis zugetragen / das Cherinthus in ein Bad komen sey / darin Johannes zuuor war / wie in denselbigen heissen Landen gewonheit ist. Als sich nu Cherinthus mit seiner Geselschafft nider setzet /

hebet er an / vnd lestert. Da stehet Johannes auff / vnd spricht zu seinen Freunden / die bey jm sassen / sie solten auch auffstehen / vnd weg gehen / denn das Haus werde auff diese Lesterer bald fallen / vnd sie zerschmettern. Als bald nu Johannes mit seinen Freunden aus dem haus komen ist / da ist das haus in hauffen gefallen / vnd hat den Lesterer Cherinthum / vnd das Gesind das im zugehort hat / erschlagen. Diese straffe der Lesterung ist wol zu mercken / die von gewissen warhafftigen zeugen beschrieben ist. Dieweil nu zur selbigen zeit Ebion / Cherinthus vnd jre Gesellen / diese Lesterung in Judea / Syria / vnd in Asia / weit ausgebreitet hatten / das in Messia allein Menschliche natur sein solte / ist Johannes verursacht worden / die Historia des Euangelii zu schreiben / Vnd hat zu rettung der warheit / erstlich gantz klar vnd oͤffentlich vn̄ vnwidersprechlich diesen Artickel gesetzt / Das in Jhesu Christo / der aus Maria der Jungfrawen geborn ist / zwo Naturn sind / Die andere ewige Person in der Gottheit / die das Ebenbild ist des ewigen Vaters / vn̄ die menschlich Natur angenomē / vom gereinigtem blut Marie der Jungfrawen / durch wirckung

des Heiligen Geists / Vnd beschreibet darnach viel reden des HErrn Christi / die diesem Artickel zeugnis geben. So haben auch vor dem Concilio zu Nicea / viel heiliger Martyrer diesem Artickel zeugnis geben / wie Ireneus klar anzeiget / Item / Gregorius Neocesariensis etc.

[ornament]