Ein Sermon von Ablass und Gnade. ARCH.8o.G.1518(5)

This is a facsimile and transcription of Ein Sermon oder Predig von dem Ablass vnd Gnade. Luther, Martin, and Pamphilus Gengenbach. | [Basel: Pamphilus Gengenbach], 1518. It is held by the Taylor Institution Library (shelf mark: ARCH.8o.G.1518(5)). Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16) reference number: L6267.

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EJn Sermon oder Predig von dem ablasz vnd gnade durch den wirdigen doctorem Martinum Luther Augustiner zu wittenbergk gemacht vnd geprediget.

Ein Sermon oder Predig vō dem ablasz vnd gnade durch den wirdigen doctorem Martinum Luther Augustiner zu wittenberg gemacht vnd geprediget.

ZU dem ersten soͤllend jr wissen / das etzlich new lerer / als Magister Sen. S. Tomas vnd jre volger geben der bůsz drey theil. Nemlich die rew / die beicht / die gnůgthůung / vnd wie wol diser vnderscheid nach jrer meinung schwerlich oder auch gar nichts / gegründet erfunden wirt yn der heiligē geschryfft / noch yn den alten heiligen Christēlichen lerern / doch wellēd wir das jetzund also lassen belibē / vnd nach jrer wysz redē.

¶ Zů dem andern sagten sie / der ablasz nympt nicht hyn / dz erst oder ander theil. Das jst die rew oder beycht / sunder dz dritt. Nemlich die gnůgthůung.

¶ Zů dem dritten. Die gnůg thůung wirt weiter geteilet / jn drey theil. Das ist Baͤtten / vasten / almůsen. Also das baͤttē begreiff allerley waͤrck der selen eygen. Als laͤsen / tychten / hoͤren gottes wort / predigen leren vnd der gleichen. Uastē begreiff allerley waͤrck der casteyung seins flaischs als wachen / arbeiten / hart ligē / cleyder &c. Almůsen begreiff allerley gůte waͤrck der lieb vnd barmhaͤrtzigkeit gegen dē naͤchsten.

¶ Zů dem vierden / Jst by yn allen vngezweifflet / das der ablasz hynnympt die selbē waͤrck der gnůgthůung / für die

sünd schuldig zů thůn oder vffgesetzt / dan̄ so er die selben waͤrck solt all hyn naͤmen / blyb nichts gůtes meer da / das wir thůn moͤchten.

¶ Zů dem fünfften. Jst by vylen gewest ein grosse vnd noch vnbeschloszne opiny / ob d´ablasz auch etwas meer hynnaͤme dan̄ solche vffgelegte gůte waͤrck. Nemlich ob er auch die pyne / die die goͤttlich gerechtigkeit für die sünde fordert / abneme.

¶ Zů dem saͤchsten. Lasz jch yre opiny vnuerworffen auff disz mal. Das sag jch / das man ausz keiner geschryfft beweren kan / das goͤttlich gerechtigkeit etwas pyn oder gnůgthůung begere oder fordere von dem sünder. Dan̄ allein syne haͤrtzliche vnd ware rew oder bekerūg mit fürsatz hynfürter das Cruͤtz christi zů tragen / vnd die obgenātē waͤrck (auch von niemandt auff gesetzt) zů uͤben. Dan̄ also spricht er durch Ezechiā. wan̄ sich der sünder bekert / vnd thůt recht / so wil jch seiner sünd nit meer gedenckē. Jtem also hat er selbs all die absolutiert. Mariā magda. Den gichtpruchigen / die eebraͤcherynn &c. Und moͤcht wol gern hoͤren waͤr das anders bewaͤren soll. Unangesehen das etliche doctores also gedaucht hat.

¶ Zů dem sybēdē. Das findet man wol / das got ettlich nach siner gerechtigkeit straffet / oder durch pein dringt zů der rew. wie jm̄ Psal. 88. So sein kinder werden sünden / will jch mit der růtē jre sünd heimsůchē / Aber doch mein barmhaͤrtzigkeit nit von yn wenden. Aber dyse pein stot yn niemandts gewalt nach zů lassen / dan̄ allein gottes. Ja er wil sie nit lassen / sunder vorspricht / er woͤll sie aufflegen.

¶ Zů dē achtē. Der halbē so kan man der selben gedūckten pein keinē namē geben / weisz auch niemandt / was sie ist / so sie dise straff nit jst / auch die gůten obgenantē waͤrck nit jst.

¶ Zů dē nündē sag jch / ob die Christēlich kirch noch heüt beschlusz vnd ausz erkleret / dz der ablasz meer dan̄ die wercke der gnůgthůung hyn naͤme / so were dannocht tausent mal besser / das kein christen mensch dē ablasz loͤset oder begeret / sunder das sie lieber die werck thaͤten vnd die pein littē. Dan̄ der ablasz neüt anders jst / noch anders mag werden / dan̄ nachlassung gůter waͤrck vnd heilsamer pein / die man doch billicher solt erwelen dan̄ verlassen. wie wol etlich der newen prediger zweierley pein erfundē. Medicatiuas. Satisfactorias. Das jst etzlich pein zů der gnůgthůung / etzliche zů der besserůg. Aber wir haben meer fryheit zů verachten (got zů lob) solichs vnd des gleichen plaudery / dan̄ sie habē zů ertichtē / dan̄ alle pein / Ja alles was got vfflegt / jst besserlich vnd zůtraͤglicher den christen.

¶ Zů dem zehenden / das jst nichts geredt / das der pein vn̄ waͤrck zů vyl syen / das der mensch sie nit moͤg volbringen der kürtze halben seines laͤbens / darumb dan̄ jnen not sey der Ablasz. Antwort jch / Dz das kein grund hab vnd ein lauter gedicht jst. Dan̄ gott vnd die heilig kirche legen niemandt mee auff dan̄ yn zů tragen müglich jst. Als dan̄ auch sant Paulus sagt. Das got nit lasz versůcht werden jemādt meer dan̄ er ertragē mag / vnd es lāget nit wenig zů der christenheit schmach / dz man jr schuld gibt / sie lege auff meer dan̄ wir tragen moͤgen.

¶ Zů dem elfften. Wan̄ gleich die bůsz im̄ geystlichen rechten gesetzt / jtzet nach gingen. Das für ein jegliche totsünd syben jar bůsz vffgelegt were / So muͤst doch die Christenheit die selben gesetz lassen / vnd nit weiter aufflegen / dan̄ sy einē jetlichen zů tragen weren. Uyl weniger / so sie nun jetzund nicht sind / so soll man achtē / das meer vffgelegt werden dan̄ jederman wol ertragen kan.

¶ Zů dem zwoͤlfften. Man sagt wol / dz der sünder mit der

vberingen peyn jns faͤgfewr / ader zum ablasz geweiset soll werden / aber es wirt wohl meer dings on allen grund vnd bewerung gesagt.

¶ Zů dē dryzehendē. Es jst ein grosser jrtbum [sic?] das jemādt meine er woͤlle gnůg thůn für seine sünd / so doch got die selben alle zeit vmb sunst ausz vnschetzlicher gnad verzyhet / nicht dar für begerend / dan̄ hynfürter wol leben. Die Christenheit fordert wol etwas / also mag sy vnd soll auch das selb nachlassen / vnd nichts schwerers oder vntraͤglichers vfflegen.

¶ Zů dem vierzehenden. Ablasz wirt zů gelassen vmb der vnuolkōnen vnd faulen christen willen / die sich nit woͤlle kaͤcklich uͤben yn gůten werckē / oder vnleidlich sind. Dan̄ ablasz fürdert niemandt zum bessern / sunder duldet vn̄ zůlaszt jr vnuolkōmenheit. Darumb soll man nit wider den ablasz reden / man soll aber auch niemandt dar zů reden.

¶ Zů dē fünffzehenden. Uyl sicherer vnd besserer thet der / der luter vmb gottes willē / gebe zů dē gebew sant Peters oder was sunst genāt wirt / Dan̄ das er ablasz dar für naͤme / dan̄ es ferlich jst / das er solch gabe vmb desz ablasz willen vnd nit vmb gottes willen gybt.

¶ Zů dem saͤchzehendē. Uyl besser jst das waͤrck einē dürfftigen erzeigt / dan̄ das zů dem gebew geben / auch vyl besser dan̄ der ablasz dar für geben (dan̄ wie gesagt) Es ist besser ein gůtes werck gethan / dan̄ vyl nach gelassen. Ablasz aber / jst nachlassung vyl gůter waͤrck / oder jst nichts nach gelassen.

¶ Aber das jch eüch recht vnderwyse / so merckt vff. Du solt vor allen dingē (weder sant Peters gebewd / noch ablas angesehen) deinē naͤchstē armen gebē / wiltu etwas geben. wan̄ es aber dahyn kūpt / das niemandt yn diner stat

jst der hilff bedarff (das ob gotwill niemer geschehen soll) dan̄ soltu gebē so du wilt zů den kirchē / altarn / geschmuck / kelich / die yn deiner stat sind. Und wan̄ das auch nun nit meer not jst. Dan̄ aller erst / so du wilt / magstu gebem zů dē gebewde sant Peters oder anderswo. Auch saltu dannocht nit das vmb ablasz willē thůn. Dan̄ sant Paulus spricht. wer seinē hausz genossen nit wol thůt / jst kein Christen vnd erger dan̄ ein haide / Und halts dar für fry / wer dir anders sagt der verfuͤrt dich / vnd sůcht dein seel jn deinē Buͤtell / vnd fund er pfennig darinne / dz waͤr jm̄ lieber dan̄ all selen. So sprichst du. So würd jch niemer me ablasz loͤsen. Antwort jch / Das hab jch schon oben gesagt. Das mein will / begirde / bitt vn̄ rot jst / das niemād ablasz loͤse / lasz die faulen schlaͤfferigen ablasz loͤsen / gang du für dich.

¶ Zů dem sibenzehendē. Der ablasz jst nit gebottē / auch nit geratē / sunder vō der dinger zal / die zů gelassen vn̄ erloubt werden / darumb jst es nit ein waͤrck desz gehorsams / auch nit verdienstlich / sunder ein vszug desz gehorsams. Darūb wie wol man niemādt werē soll den ablasz zů loͤsen / so soll man doch alle christen dar von ziehen / vnd zů den werckē vnd peynen / die do nach gelassen reitzen vnd stercken.

¶ Zů dem achtzehenden. Ob die seelen ausz dem faͤgfewr gezogen werden durch dē ablasz / weisz jch nit / vnd geloub das auch noch nicht / wie wol dz etzliche newe doctores sagen / jst ynē aber vnmüglich zů bewerē / auch hat es die kirch noch nit beschlossen / darumb zů merer sicherheit jst besser das du für sie selbs bittest vnd würckest / dan̄ disz jst bewerter vnd jst gewisz.

¶ Zů dē neünzehenden. Jn disen puncten hab jch nit zwyfel / vnd sind gnůgsam jn der geschryfft gegründt. Darumb solt jr auch kein zwyfel haben / vnd last doctores / scholasticos : scholasticos sein / sie sind alle sampt nit gnůg mit iren

opinien / das sie ein predig befestigen solten.

¶ Zů dem zwentzigosten. Ob etzlich mich nun wol einen kaͤtzer schelten / den soliche warheit seer schedlich jst jm̄ kastē. So acht jch doch solich jr geplaͤrr nit grosz / dan̄ etzlich finster gehürne die / die Bibel nie gerochen / die Christenliche lere nie gelaͤsen / jr eygen leren nie vorstandē / sunder jn yren geloͤcherten vnd zerrisznen opiniē vyl nah vorwesen. Dan̄ hetten sie die verstanden / so wüstē sie / das sie niemādt solten lestern / vnuerhort vnd vnuberwundē : doch got geb yn vnd vnsz rechten synn. Amen.

Getruckt nach Christ geburt Tausent fünffhundert vnd ym achtzehēdē Jar.

[Figure]